Montag, 26. September 2016

Chrom, Koks und feine Leute - Monika Detering

Die 50er Jahre in Deutschland 


Der Krimi "Chrom, Koks und feine Leute" von Autorin Monika Detering erscheint 2016 im Edition Oberkassel Verlag.


1956 ist der Mord an der Prostituierten Thekla immer noch nicht aufgeklärt. In seiner Mülheimer Villa wird der Autohändler Fölsch tot aufgefunden. Seine Familie gerät unter Verdacht. Der Staatsanwalt hat Gründe, nicht auf Mord zu plädieren. Die Ermittlungen werden bis Köln ausgedehnt. Kriminalinspektor Alfred Poggel untersucht den Fall. Währenddessen sorgt sich seine Vermieterin Anna Puff um ein Mädchen, das in einem Essener Kinderheim misshandelt wird.





Dieser Krimi liest sich wie eine Zeitreise, denn man taucht in die Welt der 50er Jahre ein. Wie es damals finanziell eher knapp bei den meisten Menschen aussah, wird im Buch sehr gut deutlich. Nach den Schrecken des Zweiten Weltkrieges und dem Elend der unmittelbaren Nachkriegsjahre kam das Wirtschaftswunder langsam, aber stetig in Gang und gab den Menschen allmählich neues Selbstbewusstsein.

Wir erleben Kommissar Poggel, der bei seiner Vermieterin Anna Puff lebt. Das deutsche Wirtschaftswunder kommt langsam in Gang, wer jetzt schon finanziell gut darsteht, bewegt sich möglicherweise am Rande der legalen Arbeit vorbei.
Schieberei aller Arten von Waren, Drogenkonsum von Kokain und
Korruption zeigen die kriminellen Energien der Zeit und verstecken sich hinter einer sauberen Fassade.




Chanel Nr. 5 gilt als exclusives Parfum, Luxusautos von Mercedes sind fast unerschwinglich. Der Normalbürger fährt allenfalls den VW-Käfer und gönnt sich mal einen Eierlikör.

Zu dieser Zeit muss Alfred Poggel in Mühlheim den Mord an einem reichen einflussreichen Autohändler aufklären. War er in üble Geschäfte verstrickt? Selbst der Staatsanwalt hält sich sonderbar betroffen zurück. Doch davor schreckt Alfred Poggel nicht zurück. Er geht der Sache mit Elan und uneingeschränktem Obrigkeitsdenken nach.
Nebenbei erfährt man durch die Besuche von Anna Puff in einem Kinderheim, wie dort die Waisenkinder von den strengen Nonnen unter dem Deckmantel der katholischen Religion ihre Zöglinge grob  gezüchtigt und unsensibel behandelt werden.

Mir hat dieser Krimi die Augen geöffnet über diese Zeit, die noch gar nicht so lange her ist. Selbst die Emanzipation steckte noch in den Kinderschuhen. Frauen ohne Ausbildung und ohne versorgenden Ehemann standen lediglich Verdienstmöglichkeiten Putztätigkeiten, als Vermieterin mit Essens- und Wäschedienst oder aber der soziale Abstieg in Form von Prostitution in Aussicht.

Die Aufklärung ist spannend und durch die zeitlichen Besonderheiten und persönlichen Verknüpfungen der Figuren auf eine unterhaltsame Weise beschrieben.
Die Personen zeigen vielschichtige Wesenszüge, die man interessant verfolgen kann und bei Alfred und Anna wird sehr viel Mitgefühl gezeigt und das macht sie sehr sympathisch. 



Ein Krimi, der den Leser auch ohne großes Blutvergiessen eine spannende Zeitreise antreten lässt und ausgesprochen gut unterhält. 



*** Herzlichen Dank an die Autorin und den Edition Oberkassel Verlag für dieses Rezensionsexemplar! *** 



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