Sonntag, 30. Oktober 2016

Wintergewitter - Angelika Felenda

Lesenswerter, historisch begründeter Krimi 

 

Der zweite Band von Angelika Felenda um Kommissar Reitmeyer heißt "Wintergewitter" und erscheint 2016 im Suhrkamp Verlag.


München 1920: Kommissär Reitmeyer leidet immer noch an Kriegs-Traumata und bekommt Panikattacken.
Beruflich hat er viel zu tun, denn die Geldentwertung und der Nahrungsmangel sorgen für viele Fälle von Diebstahl und Schieber haben Hochkonjunktur.
Reitmeyer ermittelt den Todesfall der jungen Cilly Ortlieb, die als Kleindarstellerin in zwielichtigen Projekten eines Münchner Filmkonzerns gearbeitet hat. Sie wurde mit Morphium getötet. Dieser Fall zieht Reitmeyer inmitten von illegalen Spielclubs, Bars und gemeine Bordelle. Dabei lernt er Gerti Blumfeld kennen, die ihre verschwundene Schwester sucht und ein Mordopfer kannte.
Während dieser Zeit gewinnt die rechte Bevölkerung immer mehr Anhänger.





Der erste Weltkrieg ist vorbei, aber die dramatischen Folgen sind deutlich spürbar. Die Bevölkerung leidet unter der Nahrungsmittelknappheit, den schlechten Wohnbedingungen und echter Armut. Dabei ist es offensichtlich, wir gut der Autorin ihre historische Recherche in diesem Buch gelungen ist. Ihre fundierten geschichtlichen Kenntnisse zeigen sich in authentisch wirkenden Beschreibungen der Lebensbedingungen der Menschen und der gesellschaftlichen und politischen Situation dieser Zeit. Hier sieht der Leser bildhaft die Atmosphäre der 20er Jahre auferstehen.

Vor diesem realistischen Hintergrund erlebt man die klassische Ermittlungsarbeit dieser Zeit, ohne Datenbanken und gut vernetzte Polizeiämter. Reitmeyer arbeitet mit seinem Team Steiger und Rattler ohne technische Raffinessen. Sein Vorgesetzter ist auch nicht gerade eine große Stütze, ganz im Gegenteil.


Dieses Buch habe ich weniger als Krimi, sondern mehr als historischen Roman gesehen. Obwohl hier eine solide spannende Handlung gibt, hat mich die zeitgenössische Darstellung mehr gereizt und sehr gut informiert. Der Aufmarsch der rechtsradikalen Szene war die Grundlage für das kommende Naziregime. Wie sehr selbst die Beamten der Polizei von Menschen mit antisemitischer Ansicht durchsetzt waren, wird hier absolut deutlich gemacht.
Auch die herrschende Kälte dieses Winters und die großen Unterschiede zwischen Arm und Reich werden so lebhaft geschildert, dass diese Zeit lebendig zu werden scheint. Besonders die Milieustudien sind der Autorin äußerst gelungen.

Sie versteht es geschickt, die Krimihandlung in diese historischen Rahmenbedingungen einzubauen und daraus einen lesenswerten Krimi zu schreiben. Etwas mehr Aufklärung und nicht ganz so verzwickte Zusammenhänge und ich hätte 5 Sterne vergeben.



Diesen historischen Krimi kann ich geschichtsinteressierten Lesern wärmstens empfehlen. Eine klassische Ermittlung, ein interessantes Umfeld und der sympathische Reitmeyer und sein Team machen dieses Buch zu einer interessanten Lektüre.


*** Herzlichen Dank für dieses Rezensionsexemplar, das ich dank Vorablesen aus dem Suhrkamp Verlag bekommen habe!***



2 Kommentare:

  1. Liebe Barbara,

    ich mag es sehr in so historische Zeiten abzutauchen und wenn dann noch kriminalistisches die Handlung bereichert, ist das Buch sicher etwas für mich. Aber, mein SuB ist leider schon so hoch 😉.

    Liebe Grüße
    Nisnis

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  2. Hi Nisnis,

    das kann ich gut verstehen! Ich wünsche dir einen guten Start in die neue Woche !❤️️

    Liebe Grüße Barbara

    AntwortenLöschen

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