Dienstag, 7. November 2017

Tannenglühen - Petra K. Gungl

Von wegen altes Eisen, hier gibt es Frauenpower




Petra K. Gungl ist Wienerin und ihr neuer Krimi "Tannenglühen" zeigt laut Untertitel bitterböse Weihnachten. Im Gmeiner Verlag ist ihr Werk im September 2017 erschienen. (Werbung)


Franziska Ferstl hat beschlossen, zu Weihnachten ihre Karriere als Strafverteidigerin zu beenden. Nach einer überstandenen ernsthaften Krankheit möchte sie ihr Leben endlich einmal genießen. Als jedoch in ihrer Kanzlei einer der Partner mit einer Lichterkette erdrosselt aufgefunden wird und ihr bester Freund Max unter Tatverdacht gerät, wirft sie ihren Entschluß über Bord. Sie gibt noch einmal alles und jagt den Mörder. Dank ihrer Ermittlerfähigkeiten stößt sie auf dubiose Offshore-Geschäfte, kommt der Russen-Mafia mehr nahe als ihr lieb ist und sie deckt sogar Liebesaffären auf. Hatte Siegfried Fürstenstein Feinde? Franziska entdeckt dunkle Abgründe und gerät selbst in Gefahr.




"Wer sich einmal in den Fängen der Justiz befand, blieb verdächtig. Das war ein Makel, der dem Menschen anhaftete wie eine chronische Krankheit." Zitat Seite 126


Die Autorin ist promovierte Juristin und so bringt sie auch über ihre Protagonistin Franziska Ferstl einiges an Fachwissen in die Handlung ein. Die Strafverteidigerin Ferstl informiert während ihrer Ermittlungen mehrfach über das Strafmaß, bestimmte Holding-Grundsätze und diverse juristische Fachbegriffe und das gibt dem Krimi ein sehr authentisches Bild. 
Franziska ist fast 60, fährt eine Harley und ist eine starke Persönlichkeit, resolut und nicht besonders sympathisch. Sie ist eine Frau, die es gewohnt ist, sich zu behaupten und nicht schnell klein beigibt. Manchmal ist sie ein wenig arrogant und von oben herab. Doch das mag daran liegen, dass sie sich seit über 30  Jahren in dieser Männerdomäne behaupten musste. Auf jeden Fall setzt sie sich für ihren Kompagnon und langjährigen Freund Max aufopfernd ein. Auch zu ihrer Nichte und ihrem Neffen hat sie ein freundschaftliches Verhältnis.

Die Charaktere sind gut beschrieben, es gibt auch Figuren, denen man nicht über den Weg trauen würde und einige, die ihre eigenen Vorteile und Interessen rigoros durchsetzen wie Bianca oder der russische Mafia-Chef. Ich konnte besonders mit Gerti und Tinchen gut mitfühlen.

Vom Schreibstil her liest sich alles sehr flüssig, es gibt unterhaltsame Passagen aus dem Privatleben Franzis und einige schwierige Tathintergründe, die tief in kriminelle Offshore-Geschäfte hinein gehen, aber gut verständlich gemacht werden. 

Ich habe die Ermittlungen interessiert mitverfolgt, die Spannungskurve bleibt auf einem mittelmäßigen Level, es ist nicht unbedingt großer Nervenkitzel zu spüren. 
Was ich besonders vermisst habe, ist die weihnachtliche Atmosphäre, die diesen Krimi untermalen sollte. Bis auf die Tatwaffe, eine Tannenbaum-Lichterkette und einige weihnachtlich anmutende Getränke wie Glühwein und Punsch, sowie die Spitzbuben von Gerti und Eierlikörkugeln, zu denen es übrigens in Anhang die passenden Rezepte gibt, fehlt mir hier der Bezug zum Fest. Das hätte man etwas stimmungsvoller einbauen können.

  
Diesen Krimi kann ich jedem weiterempfehlen, der tiefgründige und spannende Geschichten in der Weihnachtszeit mag.

  
 
   

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